Hellenthal

Heimatverein Rescheid e.V.

Gründungsjahr: 1985 Mitgliederzahl: 250

Besucherbergwerk »Grube Wohlfahrt«

Der Eifel-Ardennen-Raum gehört zu den ältesten Kulturregionen in Mitteleuropa. Vor gut 2500 Jahren betrieben die Kelten hier schon Bergbau, vornehmlich auf Eisen. Die Römer setzten diese Tradition fort und dehnten die Suche auch auf andere Mineralien aus. Kupfer, Galmei (Blei-Zink), Blei, Silber und sogar Gold wurden abgebaut.

Wir vermuten römische Tätigkeiten auch im Rescheider Bergbaugebiet. In den 1930er Jahren fand man römische Brandgräbe aus dem 2. und 3. Jahrhundert nahe beim Ort. Die Rescheider Bleierzgänge »bissen« an der Erdoberfläche aus, so dass sie leicht im Gelände ausfindig zu machen waren.

Die erste (bisher bekannte) urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1543, als Graf Johann III. von Salm-Reifferscheid den Bastian von Stuckardt zum Bergmeister »uff unseren bergwerck Reischeidt« ernannte. Die Quellenlage aus der frühen Neuzeit ist recht dürftig. Nach einer rund 200 Jahre alten französischen Beschreibung der Grube kann davon ausgegangen werden, dass zwischen 1690 und 1790 der Bergwerksbetrieb ruhte. Dies änderte sich mit Einführung des neuen französischen Bergrechts 1794. Um 1830 war einer der bedeutendsten europäischen Technikpioniere, John Cockerill, Konzessionär. Barthold Suermondt, der Gründer des gleichnamigen Aachener Museums folgte. Er ließ große Dampfmaschinen und Pumpen einbauen.

Ab 1870 betrieb die englische Continental Diamont Rock Boring Company Ltd. das Erzbergwerk, setzte modernste Technik ein und verband die beiden ehemals eigenständigen Schachtanlagen »Wohlfahrt« und »Schwalenbach« über den »Tiefen Stollen« miteinander. Im Stollen verkehrte ab 1893 eine mit Pressluft betriebene Grubenbahn, die 1907 elektrifiziert wurde. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs sanken die Bleipreise rapide. Die mittlerweile auf der 480-m-Sohle bauende Grube konnte nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Die Hausbank Sal. Oppenheim, Köln, löste das Unternehmen 1922 auf.

Im Jahre 1936 gelang es den Grubenbesitzern, die Kölner Firma Felten & Guilleaume Carlswerk als neuen Pächter zu gewinnen. Im Rahmen der Autarkiebestrebungen des 3. Reiches standen hohe Subventionsmittel für die Wiederinbetriebnahme alter Gruben zur Verfügung. Aber auch der Bau einer neuen Aufbereitungsanlage (Flotation) durch Klöckner Humboldt Deutz konnte den Misserfolg des neuerlichen Unternehmens nicht verhindern. 1940 endete der Rescheider Bergbau endgültig.

Ab 1985 richteten Aktivisten des neu gegründeten Heimatvereins auf Initiave des geologischen Instituts der RWTH Aachen (Prof. Dr. Werner Kasig) ein Besucherbergwerk im »Tiefen Stol- len« ein. Seit Oktober 1993 wird dies mit großem Erfolg auf hauptsächlich ehrenamtlicher Basis betrieben. Rund 18.000 Besucher werden jährlich in 1,5-stündigen Führungen, die dreimal täglich veranstaltet werden, durch die historische Untertagewelt geleitet.

1999 eröffnete man zusätzlich eine kleine übertägige Ausstellung im Museum »GRUBENHAUS«. Hier werden Exponate zur Rescheider Bergbaugeschichte und eine kleine Mineraliensammlung präsentiert.

Der »Geologisch-Montanhistorische Lehr- und Wanderpfad in der Gemeinde Hellenthal« mit seiner Teilschleife, »Rescheider Bergbaupfad« vervollständigt das Angebot des rührigen Vereins.

Im »GRUBENHAUS« mit seiner multimedialen Technik finden regelmäßig Vorträge zu unterschiedlichsten Themen statt. Naturkundliche Exkursionen bereichern das Programm. Diese werden durch die enge Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn–Eifel ermöglicht. Die ehrgeizigen Ziele des Heimatver- eins Rescheid e.V. konnten nur durch Mitwirkung zahlreicher Partner erreicht werden. Hier sind insbesondere die Bundesanstalt für Arbeit, die NRW-Stiftung, EU, Bund, Land, Kreis Euskirchen und Gemeinde Hellenthal zu nennen, aber auch zahlreiche weitere Förderer aus Wirtschaft und Bevölkerung. Nicht zuletzt ist es dem unermüdlichen Einsatz der Vereinsaktivisten zu verdanken, dass trotz mancher Rückschläge die »Grube Wohlfahrt« ein touristisches Highlight in der Region geworden ist.

Für die Zukunft stehen die Komplettierung der o.a. Wanderwege und die Einrichtung eines bergbaubezogenen Spielplatzes auf dem Programm. Hier ist auch an die Veranstaltung besonderer Aktionen, z.B. »Goldwaschen«, gedacht. Darüberhinaus binden die täglich notwendigen Wartungsarbei- ten sowie die Organisation und Durchführung der Befahrungen einen Großteil der Kräfte.

Wir engagieren uns in musealen Verbindungen, wie dem Arbeitskreis Eifeler Museen, dem Zusammenschluss der Industriemuseen in der Regio Aachen und dem Verein der Industriemuseen in der Euregio Maas- Rhein mit belgischen und niederländischen Partnern.

Industriekultur und
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Initiativen und Vereine

Kontakt:
Karl Reger
Giescheid 36
53940 Hellenthal
Fon: 0 24 48-91 11 40
Fax: 0 24 48-6 37
eMail: Heimatverein.Rescheid@t-online.de
Internet: www.GrubeWohlfahrt.de